Tecklenborg-Werft
Ein Stück deutscher Schiffbaugeschichte

1841–1855 Gründung und Ausbau

16.07.1841

In Bremen unterzeichnen der Bremer Kaufmann Franz Tecklenborg, der Bremer Kaufmann Jan Simon Abegg und der Bremerhavener Kaufmann Peter Heinrich Ulrichs einen Vertrag zur Gründung eines Schiffbauunternehmens in Bremerhaven. Abegg übernimmt die Geschäftsführung, Tecklenborg und Ulrichs geben jeweils 5000 Taler zur Finanzierung des Unternehmens.

30.09.1841
Jan Simon Abegg erwirbt in Bremerhaven ein Gelände zur Errichtung eines Schiffbaubetriebs von rund 29 000 qm Größe am nördlichen Ufer der Geeste, neben der Rickmers Werft. Abegg erhält die Erlaubnis zum Bau eines Helgens für Schiffe von 150 Lasten und eines Lagerschuppens.
Inhaber und Geldgeber der Werft sind Franz Tecklenborg (1807–1886), ältester Sohn eines Bremer Kaufmanns, Reeders und Segelmachers und Peter Heinrich Ulrichs, Kaufmann aus Bremerhaven.

1842
Abegg errichtet eine kleine Schiffsschmiedewerkstatt und pachtet weiteres Gelände für den Schiffbaubetrieb, der den Namen Abegg & Co. führt.

1844
Abegg und Ulrichs ziehen sich aus dem Schiffbaubetrieb zurück. Franz Tecklenborg übernimmt die Werft und gewinnt als Schiffbaumeister (Schiffszimmerbaas) seinen Bruder Johann Carl (1820–1873), der bis 1844 als Schiffbauer in Amerika tätig war.

20.01.1845
Die Werft erhält den Namen „Johann C. Tecklenborg“. Franz Tecklenborg ist Eigentümer, Johann Carl Tecklenborg technischer Leiter. Die Leitung der Werft übernehmen beide gemeinschaftlich.

1845
Als erstes Schiff unter dem Namen J. C. Tecklenborg wird auf der Werft das Segelschiff RAPPAHANNOCK fertig gestellt. Die Tecklenborg-Werft verfügt über zwei Helgen, eine Schmiede, eine Tischlerwerkstatt, einige Lagerschuppen und Unterkünfte für Schiffszimmerleute.

23.12.1852
Franz Tecklenborg und die königlich-hannoversche Regierung schließen einen Pachtvertrag über die Errichtung einer Dockanlage in Geestemünde ab. Die Pacht wird auf 99 Jahre festgelegt. Die jährliche Miete beträgt 660 Taler.

1853-1855
Bau einer Doppeltrockendockanlage am südlichen Ufer der Geeste in Geestemünde mit einer Länge von 87 bzw. 57 Metern. Die Einfahrtsbreite beträgt 13,02 Meter. Baukosten: 120 000 Taler.

1855
Fertigstellung des neuen Trockendocks, das zu Ehren König Georgs V. von Hannover den Namen „König-Georgs-Dock“ erhält. Das König-Georgs-Dock wird mit der Dockung der Bremer Brigg MATHILDE am 26. April 1855 eröffnet. Tecklenborg errichtet ein Aufenthalts- und Wohnhaus für die bei ihm beschäftigten Arbeiter.

1845–1867
Bei Tecklenborg entstehen 30 Schiffsneubauten, davon 21 Barken.

1856–1880 Aufschwung

Polarschorschungsschiff ADMIRAL TEGETHOFF
30.09.1863

Der Werftplatz auf dem Bremerhavener Ufer der Geeste wird für 13 214 Taler käuflich erworben.

1865
Die Werft beschäftigt rund 100 Schiffszimmerleute.

1869
Auf der Tecklenborg-Werft entsteht das hölzerne Polarforschungsschiff GERMANIA für die zweite deutsche Nordpolar-Expedition, die am 15.06.1869 von Bremerhaven aus aufbricht.

22.05.1871
Die Tecklenborg-Werft kauft den bislang gepachteten Dockplatz in Geestemünde.

1872
Eduard Tecklenborg (1849–1926), Sohn Franz Tecklenborgs, und Georg Wilhelm Claussen (1845–1919) erhalten Prokura. Claussen war nach vierjähriger Lehrzeit auf der Tecklenborg-Werft anschließend in Schottland bei dem Schiffbauunternehmen Caird & Co. als Zeichner und Konstrukteur tätig gewesen.

1872
Das Polarforschungsschiff ADMIRAL TEGETTHOFF für die Österreichisch-ungarische Nordpolar-Expedition läuft bei Tecklenborg vom Stapel.

14.10.1873
Nach dem Tod Johann Carl Tecklenborgs wird Georg Wilhelm Claussen dessen Nachfolger als technischer Leiter der Werft.

01.01.1874
Eduard Tecklenborg wird Teilhaber der Werft.

01.04.1876
Georg Wilhelm Claussen wird Teilhaber der Werft.

1879
Die Bark FIGARO, das letzte hölzerne Segelschiff, das bei Tecklenborg fertig gestellt wird, läuft vom Stapel.

02.09.1880
Die Werft erhält die Genehmigung zum Bau eiserner Schiffe.

1881–1895 Umstrukturierung

Drei Schiffe im Bau
11.03.1881

Franz Tecklenborg erwirbt mehrere Grundstücke in Geestemünde auf dem „Wählacker“ zum Bau einer neuen, großzügigen Werftanlage für den Eisen- und Dampfschiffbau. Der Kaufpreis beträgt 51 130 Mark.

Frühjahr 1882
Die neue Schiffbauanlage auf dem „Wählacker“ an der Geeste wird in Betrieb genommen. Die ersten eisernen Dampfschiffe MÖWE, SCHWALBE und EBERSTEIN entstehen.

Sommer 1882
Drei Helgen sind betriebsfertig, außerdem Werkstatt-, Lager- und Verwaltungsgebäude mit elektrischer Beleuchtung und Dampfheizanlage. Das „König-Georgs-Dock” wird für die Reparatur von eisernen Dampfschiffen ausgerüstet.

Herbst 1882
Auf der Tecklenborg-Werft sind 500 Arbeiter beschäftigt.

1884
Eine Kesselschmiede wird eingerichtet. Bisher mussten Kessel für die Schiffsmaschinen von Fremdfirmen angekauft werden.

1885
Das Segelschiff ANDROMEDA wird auf der Tecklenborg-Werft zum ersten Überseetankschiff der Welt umgebaut. Auftraggeber ist der Geestemünder Petroleum-Kaufmann Wilhelm Anton Riedemann.

1886
Tod Franz Tecklenborgs.

1887
Die Produktion von Maschinen wird aufgenommen.

1888
Das erste aus Stahl gefertigte Vollschiff, die NAJADE, läuft vom Stapel.

1890
Ein vierter Helgen wird errichtet.

01.01.1894
Das Unternehmen wird in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt.

1894
Die Bremer Reederei von Franz Tecklenborg, die nach dessen Tod noch weitergeführt worden war, wird aufgegeben.

März 1894
Bei Tecklenborg läuft das erste auf einer deutschen Werft gebauten Tankdampfschiffe, die AUGUST KORFF, vom Stapel.

1895
Die für die Hamburger Reederei F. Laeisz gebaute Fünfmastbark POTOSI, der erste auf einer deutschen Werft gebaute Fünfmaster und das seinerzeit größte Segelschiff der Welt, läuft vom Stapel.

1896–1914 Modernisierung

01.01.1897

Das Unternehmen wird in eine offene Handelsgesellschaft umgewandelt.

1897
Am Südende des Geestemünder Fischereihafens wird auf einem rund 3000 Quadratmeter großen Grundstück eine Patentslipanlage zur Reparatur von Fischereifahrzeugen errichtet. Auf dem gepachteten Gelände entstehen eine Werkstatt, eine Tischlerei und ein Arbeitsschuppen.

ab 1897
Die Werft an der Geeste wird ständig weiter ausgebaut. Ein Werfthafen und eine Maschinenfabrik werden errichtet.

01.06.1897
Die Werft wird in eine Aktiengesellschaft mit dem Namen „Johann C. Tecklenborg A.G.“ umgewandelt. Alle bisherigen Teilhaber erhalten Abfindungen. Eduard Tecklenborg und Georg Wilhelm Claussen werden Direktoren der Aktiengesellschaft.

1898
Die Kessel- und Kupferschmiede werden erweitert. Ein fünfter Helgen von 180 Metern Länge wird in Betrieb genommen.

1899
Das Werftgelände wird an das Eisenbahnnetz angeschlossen.

1900
Eine Kantine und Wohnräume für Arbeiter werden errichtet.

um 1900
Etwa 1000 Personen arbeiten bei Tecklenborg.

1901/02
Das Fünfmastvollschiff PREUSSEN, der größte Rahsegler der Welt, wird für die Hamburger Reederei F. Laeisz gebaut.

1902
Die Werft erweitert ihr Areal um 11 Hektar.

1904–1908
Die Werft wird weiter modernisiert: Ausrüstung der beiden großen Helgen mit MAN-Krananlagen und Errichtung eines neuen Helgens von 230 Metern Länge; Umrüstung auf den Großschiffbau; Verlegung des Geestedeichs; Bau einer neuen Straße, einer Kesselschmiede und einer Kraft- und Lichtzentrale.

1905–1907
Der Betrieb im Geestemünder Fischereihafen wird durch einen zweiten Helgen und eine Maschinenwerkstatt erweitert.

1906/07
Ein repräsentatives Verwaltungsgebäude, der sogenannte „Graue Esel“, wird in Geestemünde auf dem Werftgelände an der Geeste gebaut.

1907
Der für den Norddeutschen Lloyd gebaute Reichspostdampfer PRINZ FRIEDRICH WILHELM läuft vom Stapel.

1910
Rund 1500 Personen arbeiten bei Tecklenborg.

1912
Das erste deutsche Motorschiff mit Einschraubenantrieb, die ROLANDSECK, läuft vom Stapel.

1913/14
Fertigstellung des Passagierdampfschiffs JOHANN HEINRICH BURCHARD, des größten auf der Tecklenborg-Werft gebauten Schiffs (bis 1960 das größte in Bremerhaven gebaute Schiff überhaupt).

1914
Tecklenborg beschäftigt rund 4300 Mitarbeiter. Das Werftgelände umfasst 21 Hektar und 1500 Meter Uferfront.

1914–1928 Kriegsproduktion und Neubeginn

Stapellauf Schulschiff Deutschland
1914–1918

Im Ersten Weltkrieg baut die Werft 40 Minensuchboote und 24 U-Boote.

1916
Umbau der PASS OF BALMAHA zum Hilfskreuzer SEEADLER.

Herbst 1916
Nach seiner Rückkehr aus Südamerika tritt Fritz Tecklenborg (1888–1964) in den Vorstand der Aktiengesellschaft ein.

ab 1920
Wiederaufbau der deutschen Handels- und Fischereiflotte

1924
Schiffbaukrise

09.10.1926
Tod von Eduard Tecklenborg

28.12.1926
Fusion der Tecklenborg-Werft mit der Bremer Werft A.G. „Weser“ zur „DESCHIMAG“ (Deutsche Schiff- und Maschinen Aktiengesellschaft). Die Tecklenborg-Werft hat zur Zeit des Zusammenschlusses mit der A.G. „Weser“ noch Aufträge in Höhe von 25 680 BRT, darunter Aufträge für ein 12 000 Tonnen Dampfschiff, ein Seebäderdampfschiff, ein Schulschiff und ein Fährdampfschiff. Gegen Ende des Jahres sind noch 2182 Arbeiter und rund 300 Angestellte auf der Werft beschäftigt.

24.05.1927
Das Seebäderschiff ROLAND wird an den Norddeutschen Lloyd abgeliefert.

17.05.1927
Der Fischdampfer WEISSENFELS, das erste Schiff mit einem Rumpf in der neuartigen „Maier-Form“, läuft vom Stapel.

14.06.1927
Das SCHULSCHIFF DEUTSCHLAND, der letzte an der Geeste gebaute Großsegler, läuft vom Stapel.

26.04.1928
Trotz Rentabilität und modernster Fertigungsanlagen wird vom Bremer Aufsichtsrat der „DESCHIMAG“ die Stilllegung der Tecklenborg-Werft beschlossen, um Schiffbaukapazitäten bei der Bremer Konkurrenzwerft A.G. „Weser“ zu konzentrieren.

01.06.1928
Fritz Tecklenborg gründet zusammen mit Karl Kegel und einem holländischen Partner in Bremerhaven die Firma „Tecklenborg, Kegel & Co.“, ein Handelsunternehmen für Drahtseile und Schiffstaklerei. Der Betrieb übernimmt Mitarbeiter der Takelageabteilung der Tecklenborg-Werft.

24.09.1928
Die Genehmigung zur Demontage der Werftanlagen wird durch den Regierungspräsidenten in Stade erteilt. Die Helgenanlage, das Wahrzeichen des Seeschiffbaus an der Wesermündung, wird abgebaut.

01.10.1928
Schließung der Tecklenborg-Werft. Rund 2500 Werftarbeiter werden arbeitslos. Die Wesermünder Seebeckwerft übernimmt das „König-Georgs-Dock“, die Patentslipanlagen im Fischereihafen sowie die modernen Fertigungsmaschinen.

1929–1971 Demontage der Werft

Abriss der Helgenanlage
1934/35

Nach dem Abbruch eines großen Teils der Tecklenborg-Werft wird an dieser Stelle mit dem Bau der Marineschule Wesermünde begonnen, die am 05.10.1935 gegründet wird.

1966
Die Slipanlage im Fischereihafen wird abgerissen.

1968
Das „König-Georgs-Dock“ wird zugeschüttet.

1971
Das ehemalige Verwaltungsgebäude („Grauer Esel“) wird abgebrochen.

2024 – Historisches Museum Bremerhaven
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